Montag, 16. August 2010

und jetzt...?

Die Kundgebungen sind verklungen, die Presseberichte abgehakt...



Verehrte Anwesende,
erlauben Sie mir ein paar sehr persönliche Worte des Dankes und der Bewunderung.
21 Tage ohne Nahrung, 21 Tage und Nächte ohne ein Dach überm Kopf, 21 Tage unter den Überwachungskameras, 21 Tage gegenüber dieser immer unmenschlicher erscheinenden Festung – eine ungeheure Leistung.
Und dabei ist Firas gelassen, ja, geradezu fröhlich, wenn wir ihn besuchen dort in Schmargendorf, unter seiner Linde, wenn wir mit ihm auf seiner Isomatte sitzen, die nachts ein wenig von der Härte des Metallrostes eines der Absperrgitter nimmt, auf denen er in seinem Schlafsack die Nächte verbringt.
Woher nimmt dieser Mann seine Kraft, wie schafft er es, uns immer den Eindruck mitzugeben, er sei auf dem richtigen Weg, er kenne seine Grenzen, aber er wolle bis an diese Grenzen gehen. Wie schafft er es, uns glaubhaft zu machen, seine Lage hier sei „luxuriös“.
Firas ist stark, unglaublich stark, wenn er nun nach drei Wochen einer unglaublichen physischen und psychischen Tortour nicht klagt, wenn kein Wort der Aggression, der Wut zu hören ist. 
Dies ist ein Beispiel gewaltfreien Widerstandes gegen ein staatliches Unrecht, das wir noch nicht erlebt haben. Und es ist nicht vermessen, an Mahatma Gandhi zu denken, wenn man ihn dort sieht, äußerlich sehr gezeichnet von der Tortour, aber gelassen, froh, ja, fast glücklich.
Wie schafft er das? 
Sicher ist ihm Wiebke, seine Frau, eine unschätzbare Stütze, eine Frau, die wir ebenfalls bewundern, fast so wie Firas, für ihre Solidarität mit ihrem Mann. 
Und sicher helfen auch die vielen Menschen, die ihn wahrnehmen, die Anwohner („meine Nachbarn“ sagt er), die bei ihren Spaziergängen stehen bleiben und sich nach seinem Befinden erkundigen.
Und sicher ist die wachsende Freundesschar, die ihn besuchen kommt, eine Stütze. Er schafft es, den Besuchen bei ihm und auch den Kundgebungen vor Ort für ihn etwas von einer festlichen, fröhlichen Begegnung zu geben, bei dieser Begegnung mit der bitteren Realität der Besetzung Palästinas.
Aber: was tun wir? Was tut die Öffentlichkeit?
Die Medien wachen allmählich auf, nicht nur die sogenannten linken Zeitungen wie „junge Welt“, ND oder auch die TAZ. Nein, auch die Berliner Zeitung hat vorgestern einen langen Artikel gebracht, die Deutsche Welle hat schon zweimal berichtet, von der Süddeutschen Zeitung geht das Gerücht, sie werde Montag nachziehen.
Und vielleicht bringt diese Kundgebung ja auch ein Echo.
Aber: was ist mit den Gewerkschaften?
Was ist mit den Kirchen?
Und vor allem: was tun unsere Politiker? Sie ignorieren das Geschehen. Noch hat keiner unserer Parlamentarier, noch hat keiner aus den Parteien (allen Parteien!!!) den Weg nach Schmargendorf gefunden.
Firas hat geholfen, das öffentliche Bewusstsein zu verändern. Gespräche zeigen, dass die israelische Politik der ethnischen Säuberung keine Unterstützung in der deutschen Bevölkerung hat.
Wann wird unsere Politikerkaste dies spüren? 
Wie immer Firas sich entschließt ‚
– und das ist nur sein und seiner Familie Entschluss –
jetzt in der vierten Woche seines Hungerstreiks zu agieren:
Firas hat in diesen drei Wochen wichtige Zeichen gesetzt, die bleiben werden und an denen auch unsere deutsche Politik gemessen werden muss.
Und er hat Zeichen gesetzt für Gewaltfreiheit im Widerstand gegen Unrecht.
Dank an Firas !

http://www.palaestina-heute.de/Themen/Hungerstreik_Firas_Maraghy_/Kundgebung_15_8_/kundgebung_15_8_.html


Süddeutsche Zeitung, 16.8.2010, Seite 3
nur zur schnellen Information, wird noch formatiert...  fd
Und raus bist du
Von Thorsten Schmitz

Berlin – Wer Firas Maraghy besucht, wird von einer Videokamera der israelischen Botschaft verfolgt. Maraghy schläft nahe der Botschaft, in Grunewald, unter einer Buche. Am Nachmittag, wenn die Botschafts- Angestellten Feierabend haben, wechseln sie den Bürgersteig. Manhat ihnen verboten, mit ihm zu reden.
In der Auguste-Viktoria-Straße sieht man Menschen beim Tennisspiel und wie sie mit iPhone amOhr in Mercedeslimousinen steigen. Wer hier wohnt und arbeitet, dem geht es gut. Maraghy geht es nicht gut. Seit drei Wochen isst er nicht mehr. Er trinkt nur noch. Seine Wangen sind eingefallen, die Augen gerötet, die Jeans schlackert. Er sitzt im Schneidersitz auf einem Stapel Decken. Eigentlich rasiert er sich jeden Tag, aber unter den Buchen gibt es kein Badezimmer, nur ein Baustellenklo. Eine ältere Frau liest das Plakat hinter ihm und sagt: „Aber hier kriegt doch niemand was von Ihrem Protest mit. Sie müssen auf den Kudamm.“ Die Frau möchte ihm Geld geben, aber Maraghy sagt: „Ich brauche kein Geld. Ich brauche Gerechtigkeit.“ Maraghy sitzt nicht auf dem Kudamm, weil die, die ihm sein Recht geben könnten, hinter der Mauer sitzen. Maraghy will, dass der Botschafter ihm ein Reisedokument für seine sieben Monate alte Tochter ausstellt. Doch Yoram Ben-Zeev macht gerade Urlaub in Israel, und sein Pressesprecher ist erst seit zwei Wochen im Amt. Die Botschaft mailt eine Erklärung. Man bedauere, dass sich Maraghy für den Hungerstreik entschieden habe. Die Botschaft bat ihn auch, den Schlafsack nicht direkt am Eingang auszurollen. Aus Gründen der Sicherheit. Es bleibt die Frage, wie gefährlich ein hungernder Palästinenser werden kann. Firas Maraghy ist mit der deutschen Islamwissenschaftlerin Wiebke Diehl verheiratet. Sie haben eine Tochter, Zaynab heißt sie. Maraghy hat in den letzten drei Jahren in Berlin Deutsch gelernt und
eine Ausbildung als Krankenpfleger begonnen. Er ist Palästinenser und stammt aus Ost-Jerusalem. Israel hat Ost-Jerusalem 1967 erobert und später annektiert. Es gibt drei Sorten von Palästinensern: jene, die im Gaza-Streifen leben, jene, die im Westjordanland wohnen. Und es gibt die aus Ost-Jerusalem. Palästinenser besitzen Pässe der Palästinensischen Autonomiebehörde. Die 300 000 Palästinenser in Ost-Jerusalem aber haben ein Laissez-Passer-Dokument, das ihnen Israel ausstellt. Maraghy trägt seines in einer Plastiktüte. Es sieht aus wie ein Pass, ist aber keiner. In ihm steht, dass der Besitzer kein Bürger Israels ist. Israel möchte die Zahl der Palästinenser in Ost-Jerusalem so gering wie möglich halten. Es hat dafür Gesetze geschaffen, die Palästinenser in Ost-Jerusalem zu Bürgern dritter Klasse machen. Wenn ein Palästinenser länger als sieben Jahre nicht in Ost-Jerusalem wohnt, verwirkt er sein Wohnrecht. Im April wollte Firas Maraghy ein Laissez-Passer-Dokument für seine Tochter, doch die Botschaft teilte ihm mit, dafür müsse er nach Ost-Jerusalem. Jüdische Israelis dagegen bekommen in der Berliner Botschaft problemlos Dokumente für ihre Babys. Maraghy möchte nicht nach Jerusalem gehen und Jahre auf ein Dokument für seine Tochter warten. Denn man hatte sich auch geweigert, seine Ehe einzutragen, eine Voraussetzung dafür, dass seine Frau, wenn sie mit ihm nach Ost-Jerusalem ginge, ein Visum bekommt. In der Botschaft riet man Maraghy, er könne für die Tochter einen deutschen Pass beantragen. Doch das will er nicht. Er fürchtet, dass Israel Mutter und Tochter die Einreise verweigert, und darauf spekuliert, dass sich Maraghy für seine Familie und ein Leben in Deutschland entscheidet. Aus Sicht Israels, sagt Wiebke Diehl, „wäre das von Vorteil. Ein Palästinenser weniger in Ost-Jerusalem.“ Seit Monaten schreibt sie Briefe und E-Mails, an den Außenminister, die Bundeskanzlerin, die Fraktionen im Bundestag. Niemand hat bisher geholfen. Firas Maraghys Vater hat Israels Präsidenten Schimon Peres geschrieben, wenn seinem Sohn etwas zustoße, dann sei auch er, Peres, dafür verantwortlich. Diehl sorgt sich um ihren Mann. Aber sie weiß auch: „Ich kann ihn nicht stoppen, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat.“ Ein Arzt habe ihn ein paarmal untersucht, „noch geht es Firas einigermaßen gut“. Wenn es regnet, kann sich Maraghy in ein Auto setzen, das ihm ein Ehepaar zur Verfügung gestellt hat mit den Worten: „Wir brauchen es gerade nicht.“ Er trinkt Mineralwasser, das ihm Passanten bringen, die er nicht kennt. Auf einer Facebook- Seite haben sich auch Israelis gemeldet, die schreiben, sie schämten sich dafür, wie er behandelt werde. Man bringt ihm Sonnenblumen, Toilettenpapier, Kerzen. Ein Rentner hat angeboten, Maraghy könne bei ihm duschen. Wie lange er den Hungerstreik fortsetzen möchte, wisse er nicht. „Ich will mir später nicht von meiner Tochter vorwerfen lassen, dass ich ihr nicht geholfen habe, für ihr Recht zu kämpfen.“ Es könnte durchaus sein, „dass sie gar nicht in Jerusalem leben möchte. Aber das soll sie dann selbst entscheiden.“ Bis spät abends kommen Menschen, dann ist Maraghy allein. Baut sich sein Bett unter der Buche, dreht sich eine Zigarette und fragt, ob einen das stört, wenn er raucht. Er hat keine Angst, ganz alleine nachts auf dem Bordstein, sagt er. „Die Kamera der Israelis ist ja die ganze Zeit auf mich gerichtet.“ Und raus bist du

http://www.palaestina-heute.de/Themen/Hungerstreik_Firas_Maraghy_/SZ_16_8_/sz_16_8_.html


Noch einige Links:

http://farmawitv.com/main/ares11.htm



Leider ist Berlin zu weit weg... aber den Tränenbrunnen widmen kann ich:
Wenn ich an Inges Brunnen anknüpfe, dann sind fast 63 Jahre Tränen geflossen, die Tränen der Vertriebenen aud auch die Tränen der Vertreiber mit ihrem riesen Traum von ihrem Staat, einer Heimat, auf ewig…  Überhand hat die zionistische Ideologie gewonnen, die einer ethnischen Säuberung, ein Staat nur für jüdische Menschen.  Und die Tränen fließen weiter…und die Ungerechtigkeit hört nicht auf. Ich weiß jetzt nicht, wieviele Jahre ich nach Informationen gesucht hatte und auch gefunden habe.. Wie halten es die Unterdrückten nur aus? Unterdrückt ist ziemlich untertrieben, ich sehe Willkür, Verhaftungen und Mord. Ich sehe Widerstand in friedlichen Demonstrationen, niedergemacht durch Tränengas  und Gummigeschossen, ich habe Tote gesehen in Niilin,  Bassem in Bilin.  Und das sehe ich Jahr für Jahr. Ich sehe Hebron,  ich möchte nicht sehen, aber ich kann nicht wegschauen. Und jetzt zur Demo am Brandenburger Tor… Ich habe gesucht, wo findet die Demo statt, bin immer im Kreis gegangen, habe geschaut, wer ist ähnlch ratlos und sucht auch? Viele Touristen, große Gruppen mit Stadtführungen, in verschiedenen Sprachen, der in englisch war besonders laut… Japaner, dann eine überlange Limusine mit lautem Gegrölle, nein Jubelschreie waren es. Sie waren toll…. und dann habe ich endlich Menschen wieder erkannt, W.´s  Kinderwagen und auch andere, die schon vor Israels Botschaft waren.  Wir waren nur eine kleine Gruppe, aus unterschiedlichsten Menschen :Deutschland, mir wird bang Ich hatte eine  große Menschlichkeit erwartet, die Solidarität war klein.  Traurig, aber immerhin sind aufrechte Menschen aufgestanden gegen Unrecht.  Mehr solcher Menschen, für eine gerechtere Welt, in einer Millionen Stadt Berlin.
Was geht uns ein Firas  Al  Maraghy an ???
„Wir haben Ramadan“
Was ist mit Firas ?
Wo ist die “ Umma(h)“ ? Die Gemeinschaft?
Er ist Mensch, wie wir auch?
Keine Doppelmoral !
Und was manche nicht begriffen haben, Firas hungert für  andere auch

http://urs1798.wordpress.com/2010/08/15/soliaktion-fur-firas-al-maraghy-15-08-2010-brandenburger-tor-fotos/

Samstag, 14. August 2010

Die Enkelinnen


Eine davon sieht aus, wie ihre Grossmutter, als sie genauso jung war...

Und diese Grossmutter war wiederum die Enkelin von Holocaust-Überlebenden.

Sie sind gegenseitig Cousinen, also es gibt einen Vater der einen, welcher der Bruder der Mutter der anderen ist.

Geheiratet haben diese keine jüdischen Ehepartner.

Trotzdem - alle wuchsen wir im Glauben auf, nie wieder wird es grässliche Dinge geben, jedenfalls nicht von den Ländern, die es versprochen hatten, nach Hitler und nach dem Holocaust.

Alle vertrauten darauf, und wuchsen so auf, auch die beiden Mädchen erst einmal. Inzwischen sind sie älter, keine "Babys" mehr, und haben die Faxen der Erwachsenen heutiger Generationen ziemlich dick.

Dauernd bekommen sie zu hören, sie seien zu oberflächlich, zu egoistisch, würden nichts ernst nehmen, und über alles hinweggehen, als wäre das gar nichts. Aber, sie sagen dazu, vielleicht wollen wir ein Stück weit vergessen, nicht so viel wissen, denn es macht uns fertig.

Sie sind ihren Eltern dankbar, dass sie nicht nach Israel gegangen sind, - dass sie in Europa leben,- auch wenn es nicht immer einfach ist. Denn, wenn sie heute in Israel wären, müßten sie gegen die Palästinenser kämpfen. Die beiden sind ausserdem froh, dass ihre Eltern auch nicht in die USA gegangen sind. Sie meinen, dass sie sich dann schämen müßten für die feindselige und kriegerische Politik, die von dort ausgeht.

Was jedoch in Europa abgeht, gefällt ihnen auch nicht sonderlich gut. Die Beteiligung an den Kriegen der USA, die zunehmende Verarmung der Menschen, die Angst - auch um die eigene Zukunft - und die Wurschtigkeit der Politiker.

Die beiden sagten, dass sie feststellen, dass eben die Politiker mehr und mehr nur noch zusehen, wenn den Menschen etwas zustösst. "Krieg stumpft vermutlich alle ab", sagten sie. Und das wirke sich nun auf alle Bereiche aus. Ausserdem würden die Menschen allgemein immer hilfloser, wenn es um gegenseitigen Beistand gehe.

Anlass für diese Unterhaltung und Äusserungen war eine Meldung, die sie gelesen hatten:

"Deutschland schickte bereits am Samstag als Sofortmaßnahme 100 000 Atemschutzmasken, und auch das französische Außenministerium kündigte 30 000 Atemschutzmasken für Einwohner Moskaus an."

Und, dass die Menschen nicht mehr spenden wollen, wenn es um islamische Menschen geht - Pakistan zum Beispiel.

Die Weltpolitik ist aus dem Ruder gelaufen, weil die Sache mit der Globalisierung nicht richtig abgestimmt war, meinen sie. Es hätte alles vorher sozial geklärt werden müssen, - Standards hätten festgelegt werden sollen, statt drauflos zu machen, und um den Weltmeister im Billigland und Export zu wetteifern auf Kosten der Menschen.

Wer Frieden will, muss dies auch vorleben, ist ihre Meinung. Sie wissen, dass sie vermutlich nicht gehört werden von denen, die es anginge - viele von den Politikern haben gar keine Kinder, was sie - höflich ausgedrückt - nicht gut finden. Allerdings hat Obama Kinder, und der ist auch nicht besser - stellen sie fest.

Aber, dann die Menschen, die Leute, beschimpfen und der Jugend Vorwürfe machen, wenn die Alten selber nichts gebacken bekommen...

Und die Fehler wiederholen, Tendenzen anleiern, von denen gesagt wurde, dass dies alles so "bäbä" sei, dass man das nie wieder haben wollte...

Und? - Was ist nun damit?

Etwas bewegen sollen, selber in die Politik gehen, damit wurden sie auch konfrontiert. Sie wollen nicht so werden wie jene, die schon dabei sind. "Irgendwann werden die alle fast gleich. Das ist so schrecklich, da wollen wir nicht auch gleich gemacht und eingeschliffen werden."

Es ist nicht so, dass die jungen Leute nichts merken. Viele sind nicht auf den Kopf gefallen, aber sie haben nicht alle Menschen um sich, die ihnen helfen, das alles irgendwie einzuordnen. Und sie merken, dass dem, was die Menschen auf dem Herzen haben - auch die jungen Leute - nicht viel Wert beigemessen wird.

Aber, allem ausgesetzt fühlen sie sich - und darum entziehen sich manche, flüchten in die Oberflächlichkeit und in den Trotz. Haben wir das früher nicht auch getan? Wenn auch aus anders gelagerten Gründen vielleicht?

Haben wir daran gedacht, als wir jene wählten, die heute allen diese Welt vorsetzen, von der sich so viele angeekelt abwenden?

Denken wir daran, während wir unsere eigene Hilflosigkeit und Gleichgültigkeit hätscheln? Es stimmt schon: Die Finger mit denen wir auf andere zeigen, weisen alle auf uns selber zurück

Wollen wir es wissen? Nein?


Eben...