Sonntag, 6. November 2011

Ein Posting, aufgetaucht bei Google+. Es ist so wahr, dass ich es weiter gebe:

 Ein Posting, aufgetaucht bei Google+. Es ist so wahr, dass ich es weiter gebe:
Der Name des Verfassers ist bekannt.

Autoritäre Krise

Wer immer genügend Geruchszellen sein Eigen nennt, kann ihn riechen: Den Duft des Krieges. Seit einiger Zeit beobachte ich mich selbst mit Sorge, stelle ich mir doch die folgende Frage:

Käme da morgen einer, der nichts anderes verspräche, als die Sozialdemokraten und im übrigen die anderen Parteien ganz genauso wegzufegen, würdest du ihn nur wegen dieser Einpunkt-Agenda wählen?

Die Antwort lautet immer wahrscheinlicher: Ja.

Es ist kaum mehr zu ertragen, dass in Deutschland selbst Beschlüsse, die zum Untergang des Abendlandes as we know it führen könnten, kein ausreichender Grund sind, auch mal den Souverän nach seiner Meinung zu fragen. Inzwischen haben sich die Machteliten des Apparats so weit von der Wirklichkeit entkoppelt, dass selbst der Versuch, einmal beim Souverän um seine Meinung zu fragen, als bedrohlich empfunden wird. Für den Versuch also, demokratische Prinzipien einzuhalten, wird der griechische Ministerpräsident mit Häme überschüttet - und der Himmel weiß, mit was Merkozy dem Griechen jenseits bloß wirtschaftlicher Sanktionen für den Fall gedroht haben, dass er Ernst macht - mit der Demokratie.

Die Eliten Europas sind also schon lange nicht mehr ein mit Bordwerkzeugen zu behebendes Problem. Wer sich das Hurentreiben in Italien oder die Zustände in Frankreich ansieht, der muss zu dem Ergebnis kommen, dass wir zivilisatorisch am Ende eines Zeitalters angekommen sind. Die Frage kann also nicht mehr lauten, wie bringen wir unsere Eliten zur Vernunft, sondern sie muss lauten wie bringen wir sie aus dem Weg? Sie haben sich, scheint es, in einer Art Führerbunker der Kollektivpsychose verbarrikadiert und der Versuch, die Bunkertür auszuhebeln, erscheint als pure Zeitverschwendung.

Die Ironie in dieser Angelegenheit besteht aus zwei Elementen:

Einmal, dass es gegen Ende der Weimarer Republik schon einmal eine Phase gegeben hat, in der sich eine verrammelte Elite unkonventioneller Methoden (seinereit gestützt durch einen alternden Präsidenten, heute durch schlichtes Ignorieren des Geists und des Buchstabens der Verfassung und Geheimnistuerei) vom Willen des Souveräns distanziert hat. Damals nannte man das Notverordnungen, heute versucht man, überlebenswichtige Entscheidungen, die öffentlich sein müssen, in Geheimgremien zu verlagern.

Die zweite Ironie ist, dass der Versuch vieler Wähler, diesem Zustand damals mit mehr als den Bordwerkzeugen unter Zuhilfenahme eines Politikers mit Migrationshintergrund aus der Ostmark abzuhelfen, im Frühjahr 1945 erst recht zur Verbarrikadierung in einem echten Bunker geführt hat.

Die Frage ist also: Entgehen wir einem heißen, bewaffneten Konflikt noch?

Ein Feuilletonist des Spiegel (diese Zeit ist wahrlich voll von Ironien, denn just sein Blatt spielt durch markige Rhetorik mit dem Feuer der Scharfmache) scheint unterbewusst in seinen Träumen nicht dieser Auffassung zu sein:


"Heute Nacht habe ich vom Krieg geträumt. Ich habe Geschützdonner gehört, ich habe Rauchwolken gesehen, ich habe gedacht, das kenne ich doch alles aus Filmen. Dann bin ich aufgewacht, habe auf den Wecker geschaut, und da, genau um 7.13 Uhr, ist mir wieder eingefallen, ach ja, 2011, 1911, 1811, wir leben in Vorkriegszeiten. Dann habe ich mir einen grünen Tee gemacht."

Und auch Frank Schirrmacher von der FAZ verpackt all dies in eine feine Allegorie über Witze, betreffend einen möglichen griechischen Militärputsch und schließt:

"Man muss nicht alle Beziehungen des Witzes zum Unterbewussten kennen, um zu verstehen, wie massiv gerade moralische Übereinkünfte der Nachkriegszeit im Namen einer höheren, einer finanzökonomischen Vernunft zerstört werden".

Noch kann es nämlich nicht als poltitisch korrekt gelten, vor einem Zustand zu warnen, in dem der Souverän zu jedem Preis nach autoritäter Abhilfe förmlich lechzt. Immerhin folgert er:

"Solche Prozesse laufen schleichend ab, sie tun ihr Werk im Halbbewussten, manchmal über Jahrzehnte, bis aus ihnen eine neue Ideologie entstanden ist. So war es immer in den Inkubationsphasen der großen autoritären Krisen des zwanzigsten Jahrhunderts."

Allerdings sitzt Schirrmacher, zeit- und modegerecht einem Missverständnis auf, das auch die Occupy-Bewegung zu so unangenehmen Zeitgenossen macht. Es ist doch nicht die Finanzökonomie, welche die Demokratie infrage stellt. Es ist doch die konsequente Ermunterung zur Gier (als Eigenverantwortung und Freiheit getarnt), die seit den frühen 1980er Jahren unter Thatcher und Reagan ihren Verwüstungszug um die Welt angetreten hat. Es wurde doch, um es mit dem vielleicht größten Wirtschaftsphilosophen der Neuzeit


- auch er übrigens eine Kunstfigur, genau wie die politischen Eliten in der Enkelgeneration von Thatcher, Kohl und Reagan -

Gordon Gekko zu formulieren immer wieder gesagt: Greed is Good!

Jetzt haben wir den Salat: Gleich Fernsehpredigern haben die Politiker genau die Horde Wahnsinniger erzeugt, die ihnen nun zusetzt. Feurio! Nun die "Märkte" dafür zu schelten, dass sie genau das tun, wozu sie entfesselt wurden, ist an Doppelbödigkeit, man könnte auch sagen: Verlogenheit, kaum mehr zu überbieten.

Kommen wir aber zurück zum Ausgangspunkt unserer kleinen Reise ins Ich: Wie ist das nun, mit dem Duft des Krieges. Die Reise haben wir wohl unausweichlich angetreten. Das Problem ist dabei weniger, dass beim Geld die Freundschaft aufhört, sondern, dass sich im Verlaufe des Vorspiels zu einem Waffengang durch Festlegungen, Koalitionen, Egoismen getrieben, Politiker anstelle ihrer Länder immer mehr auf Positionen festlegen. Dadurch erzeugen sie einerseits gewollt oder ungewollt Aggressionen ihrer Bevölkerungen gegeneinander.

- Wieder so eine Ironie. Der Euro wird nicht zum Friedensbewahrer, sondern zum casus belli wenn es so weitergeht -

Nicht nur dies: Sie legen sich auf Positionen fest, denen sie selbst ohne Gesichts- oder Machtverlust nicht mehr entkommen können. Diese Selbstbindungen waren es im Falle des ersten Weltkriegs, die das Pulverfass gleichsam automatisch gezündet haben. Vieles riecht auch heute wieder danach.

Dieses Desaster wäre vermutlich nur aufzuhalten, wenn man einmal das Volk befragen würde. Das wird vermutlich aber erst dann geschehen, wenn man es rachetaumelnd und kriegsbegeistert aufeinander hetzt. Der Euro und die Europäische Union sind also ein ganz außerordentliches Friedensprojekt.

Aber statt des eigentlich erforderlichen Pol Pot hat uns die Medienindustrie zur Klärung dieser Krise nur Paul Potts geschickt. Warten auf die nächste Kriegsweihnacht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen