Jugendschutz
Offener Brief an die Erwachsenenwelt
Langsam geht ihr mir auf den Keks, denn es wird wieder marathonmirakelt über das Medium Internet und seine schädlichen Auswirkungen auf die Jungend. Von Realitätsverlust und Verrohung ist die Rede. Mein Tipp: Guck sie euch mal richtig an, eure Wirklichkeit oder das was ihr dafür haltet.
Betonierte grottenhässliche Städte mit lauten, stinkenden Autos. Kein Grün, keine Plätze, keine Treffpunkte, nicht mal Sitzmöglichkeiten. Was ist ein Supermarkt oder ein Spopping Center anderes als ein virtueller Raum, ein gigantischer Riesenfake, eine surreale Welt mit Natur- und Menschenatrappen. Die Schulen sind ein Ort des Irsinns, 80% aller Lehrkörper gehören in psychatrische Behandlung, denn der verordnete Leistungsdruck ist inhuman und macht krank. Die Kindergärten sind Aufbewahrungsanstalten, geführt von gelangweilten und verpeilten Erzieherinnen und Kreationisten, die alles daransetzen eine natürlich Entwicklung der Kinder zu verhindern, weil das zu anstrengend für sie wäre.
Der deutsche Bundesbürger sitzt durchschnittlich 3-4 Stunden pro Tag vor der Glotze und spachtelt dabei kontaminiertes Kleingebäck in sich hinein. Die Frage die er sich abends nach der Arbeit stellt lautet nicht, gucke ich oder gucke ich nicht, sondern was gucke ich. Zur Not und das ist fast immer der Fall, guckt er alles und mag es noch so blödsinnig sein. Das ist bedenkenlos und gesellschaftlich anerkannt. Niemand gibt Studien in Auftrag um herauszufinden welche Auswirkungen der Dauerschwachsinn auf das Empfindungs- und Denkvermögen oder Sozialverhalten hat. Muss man auch nicht, denn das Erbebniss dieses Großversuches ist eben diese unsere allesübersichergehenlassende Gesellschaft.
Eine Gesellschaft, die zusieht wie man ihre Kinder in den Krieg schickt und das Friedensmission nennt und virtuelles Herumballern als jugendgefährdend einstufen will. Die politisches Engagement unter Terrorismusverdacht stellt und sich rund um die Uhr von irgendjemandem videoüberwachen oder abhören lässt. Eine Erwachsenenwelt die sich von ihren gewählten Volksvertreter am Nasenring durch die Arena der Weltpolitik führen lässt. Wenn jemand die Realität nicht wahrnehmen will, wenn jemand nicht in der Lage ist sein Leben selbst zu gestalten, dann seid Ihr es.
Die Jugend hatte noch nie Bock auf die Realität der Erwachsenen, das wird auch hoffentlich so bleiben, denn sonst ist es aus mit der menschlichen Entwicklung. Aber der Grund für einen Ausstieg war noch nie so offensichtlich wie heute.
Wenn sie mit Stöpseln in den Ohren herumläuft um euer Geschwätz und euren Lärm nicht ertragen zu müssen, wenn die Skater eure trotslosen asphaltierten Plätze zu Biotoben der Freude machen, dann ist das ein Beweis für ihren Gesundheitszustand.
Die Wahrheit ist, dass ihr der Evolution jeden Tag aufs neue danken solltet, so eine Jugend zu haben. Eine Jugend die euch Schwachmaten den Gebrauch eures Handys erklären kann, die euch die Fernbedienung programmiert, ein Netzwerk auf eurem Computer installiert und all die anderen technischen Feinheiten, die ihr bei der Generation Doof selbstverständich einfordern könnt. Habt ihr euch mal gefragt, wer ihnen das alles beigebracht hat. Ihr Dumpfbacken, die ihr vor der Glotze verbeckmannt bis zum Hirmtod mit Sicherheit nicht.
Das Internet ist ein Hort der Kreativität, der Selbstverwirklichung und Selbsterkenntnis in der Interaktion mit anderen. Dazu gehört das Chatten, Bloggen und kreieren neuer Charaktere in Computerspielen. Das ist genauso real oder unreal oder virtuell wie Bücher lesen und Fernseh gucken.
Bedenkenswert und gemeingefährlich ist Eure Realität und Eure Methode sie nicht wahrzunehmen und zu verdrängen. Die Probleme so lange vor sich herzuschieben, bis sie euch um die Ohren fliegen. Ihr sorgt euch um das Wohl der Jugend, sorgt euch um das eigene, denn der Herr Alzheimer steht vor der Tür, aber vielleicht wird das Vergessen für euch eine Erlösung sein.
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