Montag, 16. März 2009

Hallo Microsoft

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Ich war immer ein Fan Eurer Software. Schon als ich das erste Mal Microsoft Office 4.3 unter Windows 3.11 for Workgroups genutzt habe, war ich begeistert. Gut, es war auch ein großer Fortschritt gegenüber GEOS und dem C64. Ich habe Euch immer verteidigt - das ging schon fast in Richtung Selbstverleugnung, wenn man unseren Einsatz hier auf F!XMBR und anderen Publikationen pro Open Source, für die Freiheit allgemein, sieht. Immer und immer wieder geriet ich in die Defensive - wie sollte es auch anders sein, ein Twitter-Rant hier, eine Empfehlung pro Identi.ca dort, dem Open-Source-Gedanken wegen, geschrieben mit dem Windows Live Writer auf einem Windows-System. Ich hatte und habe hier ausschließlich Original-Software von Euch im Schrank stehen. Ihr hattet mir mir auf verschiedenen Publikationen immer einen Fürsprecher - seit diesem Wochenende frage ich mich, ob Euch Eure Kunden wirklich so egal sind, wie es den Anschein hat.

Wie bekannt, hatte ich die Festplatte meines Notebooks zerschossen. Auf dem Rechner war das neue Vista vorinstalliert, es lag keine DVD bei - auf einer so genannten Recovery-Partition schlummern 8 GB Daten und warten auf den Besitzer, wenn der sie denn mal braucht. Tja, bei mir war es dann so weit, nur konnte ich auf die Daten nicht zugreifen. Ich habe von der Partition gebootet und als das Recovery-Programm startete, wurde es mit einem Fehler 00000001×1 beendet und der Rechner startete neu - und versuchte von Partition c:\ zu starten. Das ging natürlich schief, sonst hätte ich die Sicherung nicht gebraucht. Da habe ich also ein noch fast neues Notebook stehen, inkl, des zugehörigen Betriebssystems und beim ersten Crash kann ich das auch teuer bezahlte Betriebssystem nicht mehr nutzen. Das ist eine Unverschämtheit und Dreistigkeit gegenüber Euren zahlenden und treuen Kunden.

Aber gut, ich hatte sowieso vor, den holy crap Vista von der Platte zu schmeißen um wieder auf XP umzusteigen. Dazu hatte mir ein sehr guter Freund eine - selbstverständlich - legale Windows-XP-Lizenz geschenkt. Gesagt, getan, die Windows-CD eingelegt, das Setup-Programm gestartet und als es daran ging, den Key einzugeben staunte ich nicht schlecht, als dieser als falsch erkannt wurde. Es war wohl so, dass die Lizenz eine OEM-Lizenz ist, einem bestimmten PC zugehörig. Tja, und da stand ich hier nun - mit einem Notebook ohne Betriebssystem und fühlte mich als langjähriger Kunde, auf deutsch gesagt, verarscht. Da hat man hier zwei legale Windows-Lizenzen rumliegen und kann sie beide nicht nutzen. Selten habe ich mich über eine Software so geärgert. Da stand hier ein wunderbares Notebook, mein kleines Schätzchen, und Microsoft zwingt mich, obwohl zwei legale Lizenzen vorhanden und nicht auf anderen Systemen im Einsatz, über andere Lösungen nachzudenken wie Ubuntu, OpenSuse oder die Piratenbucht. Das hätte ich nie zu träumen gewagt.

In all den Jahren habe ich immer wieder Original-Software von Euch gekauft und dementsprechend teuer bezahlt. Zuletzt war es mit dem Notebook und dem Vista-Reinfall zusammen das neue Microsoft Office 2007. Ich habe Eure Software genutzt, ich habe sie gerne genutzt - 15 Jahre digitales Leben spiegeln sich bei mir auch in meinen gespeicherten Microsoft-Dateien wieder. Die Zwangsaktivierung von Windows XP war schon grenzwertig und fragwürdig gegenüber Euren Kunden - die Szene hat es nicht wirklich abgehalten, die Software weiter über die bekannten Kanäle zu verteilen. Wenn ich jetzt aber sehe, wie viele unzählige Lizenzen es für ein und dieselbe Software gibt, für Vista, dann kann ich mir nur noch an den Kopf packen. Ihr habt es versaut, nicht nur die Software an sich, Vista ist das Windows Me des neuen Jahrtausend - Ihr habt es Euch mit Euren Kunden verscherzt. Aber so richtig.

Liebes Microsoft, liebe Microsoft-Mitarbeiter, so geht man nicht mit Kunden um. Und seien wir doch mal ehrlich: Ein großer Teil Eures Erfolges beruht darauf, dass man immer und überall Eure Software kopieren konnte. Und ja, ich gebe zu, bevor ich damals Microsoft Office 97 im Original gekauft habe, habe ich es erst einmal ein halbes Jahr lang getestet. Privat wurde Eure Software kopiert und in den Unternehmen wurde sie dann zwangsläufig eingesetzt - so lief das Spiel, so wurde Bill Gates zum reichsten Mann der Welt, ihr zu einem der wertvollsten und einflussreichsten Unternehmen auf diesem Planeten. Bill Gates und Euch sei es gegönnt. Ihr solltet Euch in Zukunft nur gut überlegen, wie Ihr mit Euren Kunden umgehen werdet. Eure Fans sind nach dem kolossalen Vista-Reinfall jetzt schon wieder heiß auf Windows 7 - versaut es nicht schon wieder. Es kann nicht sein, dass Ihr aus welchen Gründen auch immer Eure zahlenden Kunden mit Anlauf in den Bobbes tritt. Selbst die Musikbranche lernt gerade, wenn auch sehr langsam, dass man den Weg mit den Kunden nur gemeinsam gehen kann. Es sei Euch einmal ins Stammbuch geschrieben:

Das wichtigste Kapital Eures Unternehmens sind die Kunden. Es ist nicht Eure Software.


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